Zum Inhalte springen

Alte Wassermühle Bad Essen

Die Geschichte der Alten Wassermühle Bad Essen

 

 

Die Anfänge – Von Hofmühle bis „Wedersmol“

Die Ortschaft Essen wurde 1074 zum ersten Mal in einer Übergabekunde erwähnt. Der Edelherr Gieselbert und seine Frau Cunitza überschrieben damals die Ortschaften Essen und Bohmte dem Bischof Benno II. von Osnabrück. Ob es zu dieser Zeit bereits eine Wassermühle gab, ist nicht belegt – möglich wäre es aber durchaus, denn unter Karl dem Großen (748–814) wurden auch in unserer Region die ersten Mühlen errichtet.

Unsere heutige „Alte Wassermühle“, damals „Wedersmol“ genannt, wird 1359 erstmals urkundlich erwähnt. Damals gehörte sie zum Maierhof Essen und wurde als Hofmühle für die Verarbeitung des Getreides genutzt. Die Bauern der Region waren verpflichtet, ihr Korn hier mahlen zu lassen – und natürlich eine Abgabe in Form von Schrot zu leisten. Das Gebäude, wie es heute noch steht, soll um 1780 erbaut worden sein.

 

Streit ums Wasser und der Mühlenzwang

Ein besonders amüsantes Kapitel der Mühlengeschichte sind die Streitigkeiten zwischen dem Meyerhof und der Essener Bauernschaft über den Mühlteich. Schließlich war das Wasser des Mühlbachs ein begehrtes Gut, das sorgsam geregelt werden musste. Nach der Aufhebung des Mühlenzwangs 1831 wurde die Mühle frei verpachtet und wechselte in den folgenden Jahrzehnten mehrfach den Besitzer.

Bis 1880 bewirtschaftete ein Müller namens Bosse die Mühle. Danach stand sie einige Zeit still, bis der Müller Pieper sie übernahm. Um auch bei Wassermangel produzieren zu können, errichtete Pieper eine Dampfmaschine oberhalb der Mühle. Doch mit der Eröffnung des Bahnhofs Bad Essen im Jahr 1902 zog es ihn in die Nähe der neuen Eisenbahnstrecke, wo er eine moderne Mühle mit Walzenstühlen baute.

 

Ein Wahrzeichen wird erhalten

Die „Alte Wassermühle“ blieb dennoch bestehen. Nachdem sie 1948 von den letzten Meyerhof-Erben der Gemeinde Bad Essen geschenkt wurde, begann ab 1980 eine umfassende Restaurierung. Besonders das Flutwerk und die Dachkonstruktion waren stark sanierungsbedürftig. Die Arbeiten dauerten bis 1985 – seitdem erstrahlt die Mühle wieder in ihrer vollen Pracht und ist funktionsfähig.

 

Einblicke ins Müllerhandwerk

Heute ist die Alte Wassermühle ein beliebtes Ausflugsziel. Von Mai bis Oktober sind unsere ehrenamtlichen Müller jeden Sonntag von 14:00 bis 17:00 Uhr vor Ort, zeigen die historische Technik und führen das Kornschroten live vor. Besucher können das frisch gemahlene Vollkornmehl erwerben – das passende Brotrezept gibt’s gleich dazu! Wer es selbst ausprobieren möchte, kann sich mit dem Handmahlstein versuchen.

 

Kleiner Exkurs: Wilhelm Busch und die Mühle

Wusstet ihr, dass Wilhelm Busch oft in der Region zu Gast war? In Bohmte-Hunteburg ist er regelmäßig bei Freunden eingekehrt. Wir sind überzeugt, dass er auch Bad Essen besucht hat – und vielleicht war unsere Wassermühle die Vorlage für die berühmte Szene in „Max und Moritz“, als die beiden Lausbuben ihr Schicksal in der Mühle fanden.

 

Die Technik der Alten Wassermühle

Das Mühlengebäude ist ein sogenannter Wandständerbau, bei dem die tragenden Balken zugleich die Außenwände bilden. Es steht auf einem 40 cm dicken Bruchsteinsockel. Das oberschlächtige Wasserrad hat einen Durchmesser von 5 Metern und wird über ein Sturzgerinne mit Wasser aus dem Mühlteich angetrieben.

Die Übersetzung des Getriebes von 1:6 sorgt für die nötige Kraftübertragung auf den Mahlgang. Seit 2012 mahlen Natursteine aus Lava-Basalt das Korn zu feinem Vollkornmehl. Damit das Rad ständig feucht bleibt, kann es über eine spezielle Vorrichtung dauerhaft laufen – selbst wenn der Mahlgang nicht in Betrieb ist.

 

Die Mühle heute

Die Wassermühle ist nicht nur ein technisches Denkmal, sondern auch das Wahrzeichen von Bad Essen. Sie wurde sogar in das Wappen des Ortes aufgenommen. Besucher können von Mai bis Oktober jeden Sonntag das Müllerhandwerk erleben. Gruppenführungen sind auf Anfrage ebenfalls möglich. Das Müllerteam freut sich auf euren Besuch!