Alte Wassermühle Bad Essen
Die „Alte Wassermühle“ in Bad-Essen
Zur Geschichte
Die Ortschaft Essen wurde zum ersten Mal 1074 schriftlich in einer Übergabeurkunde erwähnt. Der Edelherr Giselbert und seine Frau Cunitza überschrieben die Ortschaften Essen und Bohmte gegen eine Rente dem Bischhof Benno den Zweiten der Osnabrücker Domkirche.
Ob es damals schon eine Wassermühle gab weiß man nicht, ist aber durchaus möglich. Unter Karl dem Großen (768-814) sind die Wassermühlen auch in unsere Gegend gekommen.
(Man denke an die Auseinandersetzungen zwischen Karl dem Großen und dem Sachsen-Fürsten Widukind in dieser Gegend). Der Essener Bauernhof wird ca.1180 in einem Abgaberegister, des Domprobstes Lentfrid, das erste Mal als fränkischer Maierhof erwähnt.
Unsere „Alte Wassermühle“, früher „Wedersmol genannt, als Hofmühle des Maierhofes wird 1359 in einem Lehnsregister des Bischhofs des Osnabrücker Domkapitels genannt.
Im Lehnsregister waren regelmäßige Pflichtabgaben von Getreideschrot aufgeführt.
Das Mühlengebäude so wie es heute noch steht, soll um 1780 neu erbaut worden sein. Es gibt noch einen Schriftwechsel aus dieser Zeit über Streitigkeiten zwischen dem Meyer zu Essen und der Bauernschaft Essen um den Mühlteich. Daraus erkennt man größere Aktivitäten des Meyers zu Essen.
Im Landkreis Wittlage gab es früher mal fünf Windmühlen und 22 Wassermühlen.
Nach Aufhebung des Mühlenzwanges1831 ist wohl auch die Hofwassermühle frei verpachtet worden. Bis 1880 wurde sie von einem Müller Bosse bewirtschaftet. Lag dann längere Zeit still bis der Müller Pieper sie übernahm. Der Müller Pieper errichtete auch eine Dampfmaschiene , oberhalb der Mühle am Mühlteich, zum Antrieb der warscheinlich zwei Mahlgänge bei Wassermangel.
Essen wurde 1902 Bad-Essen, und bekam einen Bahnhof der Wittlager Kreisbahn. Der Müller Pieper versprach sich davon einen wirtschaftlichen Aufschwung und baute eine neue Mühle mit Walzenmahlstühlen und Maschienenantrieb in der nähe vom Bahnhof. Einen zweiten
Mühlenbetrieb gab es in Bad-Essen von 1931 bis 1973 am Hafen des Mittellandskanals.
Inzwischen sind beide Mühlenbetriebe längst abgerissen.
Müller Pieper gab die Mühlen 1905 in Bad-Essen auf und ist ausgewandert in die Gegend von Posen. Dies war die Gelegenheit für den Müller Hinrich Melcher die Mühlen zu übernehmen.
Sein Sohn Wilhelm übernahm dann Müllerei und betrieb die „Alte Wassermühle“ noch bis 1935 für Futterschrot.
Die Mühle wurde 1948 von den letzten Meyerhof – Erben der Gemeinde Bad-Essen geschenkt.
Die Restauration
Nachdem die Mühle einige Jahre leer stand, erfuhr sie von 1980 bis1985 eine General Renovierung.
Das Mühlrad mit einem Durchmesser von 5,6 m wurde bereits 1973 ersetzt.
Als nächstes mußte das einsturtzgefärdete Flutwerk erneuert werden. Am Gebäude selbst waren besonders die Dachkonstruktionen und die Dacheindeckung ausbesserungsbedürftig.
Diese Maßnahmen wurden 1980/81 durchgeführt.
Bei dieser Gebäudesanierung bestand bereits die Absicht, wieder einen Mahlgang einzubauen und damit die gesamte Anlage als funktionsfähiges historisches Mühlengebäude der Öffentlichkeit zeigen zu können und der Nachwelt zu erhalten. Zu diesem Zweck wurde Ende 1982 ein Mahlgang beschafft. Nach alten Überlieferungen wurde eine Arbeitsbühne (Steinsöller) über dem Getriebekeller zum Aufbau des Mahlgangs errichtet. Stock und Kammräder wurden nach alter Mühlenbautechnik im Getriebekeller montiert.
Jetzt im Jahr 1984, war die „Alte Wassermühle“ wieder betriebsbereit.
Im April 2000 wurde ein neues Wasserrad mit einem Durchmesser von 5 m eingebaut. Bei diesem Einbau ist die Wasserradwelle über einen Spatenzapfen im sogenannten Katzenstein gelagert worden.
Ab1985 bis heute werden regelmäßig, für die Gäste in Bad-Essen, Mahlvorführungen abgehalten. Von April bis Oktober jeden Sonntag von 14 bis 17 Uhr.
Die Wassermühle ist auch das Wahrzeichen von Bad-Essen und im Wappen ist das
Wasserrad stillisiert aufgenommen
Technischer Aufbau
Das Mühlengebäude ist ein Wandstenderbau. Das heißt, die das Dach tragenden Balken bilden
die Außenwand des Gebäudes. Das Fachwerk, das nur an drei Wänden zu finden ist, ruht auf einem 40 cm dicken Bruchsteinsockel. Die Grundfläche des Arbeitsraumes beträgt ca. 31qm, die Höhe ist 3,6 m.
Der Antrieb der Mühle erfolgt über ein oberschlächtiges Wasserrad mit einem Sturzgerinne.
Mit doppeltem Holländischem Armverband ist das Wasserrad gebaut. Das Wasser wird in einem Mühlteich, oberhalb der Mühle vorgestaut. Über ein Flutwerk mit einem Regelventil im Sturzgerinne, wird das Wasser dem Rad zugeführt.
Der Getriebeaufbau setzt sich aus einem Kammrad, zwei Stockrädern und einem Bunklerrad zusammen. Hieraus ergibt sich eine Übersetzung von 1:6 auf den Mahlgang. Über einen Schneckenbock kann man das Getriebe vom Wasserrad trennen. So kann man das Rad ständig laufen lassen und immer nass halten.
Der Schrotmahlgang hat sogenannte Kunststeine mit einem Durchmesser von 1,3 m. Mit einem Lichtgestänge für die Mahlsteine und dem Steinkran ist der Arbeitsbereich für den Müller wieder vollständig hergestellt.