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Protokoll des 24. Treffens der Freiwilligen Müllerinnen und Müller

Der Clemenswerther Hof in Sögel war Ende März das Ziel der Freiwilligen Müller/innen, Ausbilder und anderen Mühleninteressierten. Das Vorstandsduo Bea Tilanus und Marion Kruse begrüßte rund 60 Gäste. Sie bedankten sich bei den Mühlenvereinen aus Hüven und Stavern-Bruneforth für die Hilfe bei der Vorbereitung. Leider liegen dem Vorstand der Freiwilligen Müller/innen nicht alle aktuellen Adressen bzw. Mail-Adressen vor, darum wird um Mithilfe gebeten.

In einer Gedenkminute wurde an die Verstorbenen gedacht: Heinz Drost von der Accumer Mühle (74 J., jahrzehntelang Vorsitzender der Freiwilligen Müller und 2. Vorsitzender der MVNB, fungierte auch als Ausbilder), Bernhard Riedemann von der Hüvener Mühle (96 J., Sohn des letzten Müllers), Hannes Ostermann vom Mühlenmuseum Moisburg (86 J.), Karl-Heinz Oevermann aus Neuenkirchen, Kurt Senger von der Nolteschen Wassermühle Süstedt, Hubert Schulte (95 J., Miteigentümer der Schweger Mühle) und Heiner Bröring aus Dinklage (81 J., Mühlenbetriebe, Mischfutterhersteller, Unterstützer der Schweger Mühle).

Martin Läer, Vorsitzender der Mühlenvereinigung Niedersachsen-Bremen (MVNB), hat sich von einer Geburtstagsfeier losgeeist. Er möchte, dass Mühlen nicht nur besichtigt werden können, sondern auch genutzt und mit Leben gefüllt werden. Darum sei es wichtig, dass viele neue Mitglieder in die MVNB eintreten.

Es ist ihm ein Anliegen, junge Leute zu motivieren. Durch die Zusammenarbeit mit Bäckern, die er gerne berät, erfolgt eine Nutzung, die auch die Bedeutung der Mühle im Ort erhöht. Zudem vertreiben kontinuierlich arbeitende Mühlen Ungeziefer und sie werden in Schuss gehalten. Wenn Wassermühlen arbeiten, kann man Wasser- und Staurechte besser sichern. Die MVNB setzt sich für die Restaurierung der Mühlen ein. Unter der Voraussetzung, dass die jeweilige Mühle unter Denkmalschutz steht und sie somit gemeinnützig ist, kann eine Beratung für Projekte und Finanzierung erfolgen.

Von der Gemeinde Hüven wurden Grußworte durch den Bürgermeister Aloys Ull überbracht. Die Hüvener Mühle ist ein wertiger Bestandteil des Ortes Hüven und ein Denkmal vom europäischem Rang. Daher zieht sie Hunderte Gäste aus dem In- und Ausland an.

Im Anschluss berichtete Hedwig Fust-Sanders, 1. Vorsitzende des Förderkreises Hüvener Mühle e. V., über die Hüvener Wind-Wasser-Mühle und ihre Renovierung. Unterstützt wurde sie dabei von Karl Nortmann, Stefan Kortendiek sowie von Gerd Conens vom Kreisheimatverein Aschendorf-Hümmling.

1534 wurde die Mühle zunächst als Wassermühle erbaut, 1851 mit einer Windmühle aufgestockt, da es immer wieder Probleme mit dem Wasser gab. Brände, Verfall, Feuchteschäden und Abdriftungen setzten der Mühle zu und sie musste immer wieder stillgelegt und renoviert werden. Die letzte große Renovierung von Kopf bis Fuß erfolgte zwischen 2004 und 2006. Dabei wurde auch ein Informationszentrum errichtet und das Mühlengelände neu gestaltet. Dazu gab es u. a. Europamittel. Im Infozentrum werden eine Ausstellung sowie Filme gezeigt. Bei der Hüvener Mühle sind viele tatkräftige Ehrenamtliche aktiv, durch die Zusammenarbeit mit der Landjugend auch junge Leute. Zahlreiche Freiwillige Müller/innen und Gästeführer/innen wurden bereits ausgebildet.

 

Danach richtete Gerd Rode, Bürgermeister vonStavern, Grußworte aus und präsentierte die Geschichte der 4 Bruneforther Mühlen.

Auf dem Hof Deymann gab es eine Bockwindmühle und später eine Wassermühle (Walk- und Ölmühle). Von diesen beiden Mühlen ist nichts mehr erhalten.

Eine weitere Mühle, die Bruneforther Windmühle von 1860, wurde 1968 aufwendig renoviert. Leider wurde sie 1974 durch Brandstiftung zerstört. Aus den Ruinen wurde 2022 ein Mühlendenkmal errichtet, mit Tafeln und Schutzhütten für Wanderer. Am Pfingstmontag 2023 war die Einweihung mit ca. 1500 Besuchern.

Die Bruneforther Wassermühle von 1545 hingegen, ursprünglich eine Knochen- und Walkmühle, später eine Mahl- und Sägemühle, existiert noch. Die Begradigung der Nordradde führte zur Umstellung der Sägemühle auf Elektrobetrieb und schließlich zum Verfall. 1985 – 1987 wurde die Mühle mit Hilfe von ABM-Kräften (10 arbeitslose Jugendliche und 2 ältere Vorarbeiter) renoviert. Die Freiwillige Feuerwehr Sögel pumpte den Mühlenteich leer, da die Mühle auf Eichenpfählen stand. Ab 2009 wurde in einer weiteren Renovierung das Wasserrad durch die Firma Gottfried Schumann aus Mulda erneuert. Ferner wurden die Teichanlage und das Umfeld neu gestaltet. Außerdem wurde 2019 in einer 72-Stunden-Aktion der KLJB Stavern eine Weidenkirche gebaut.

Die Wassermühle befindet sich an einem Knotenpunkt überregional bedeutsamer Wanderwege. Sie wird von Christian Hilmes, Enkel des letzten Sägemüllers Georg Hilmes, betreut. Weitere Mitstreiter werden noch gesucht.

Gerd Rode hat ein Buch zur „Staverner Mühlengeschichte“ verfasst. Dieses ist käuflich zu erwerben.

Martin Läer weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass die MVNB in Schortens ein großes Archiv mit Mühlenbüchern, Bilddokumenten und anderen Medien beherbergt, die für Forschungszwecke und für die Erstellung von Chroniken verwendet werden können. Teilweise gibt es dort historische Unterlagen aus dem 17. Jahrhundert. Das Archiv ist an historischen Aufnahmen von Mühlen interessiert, die alle digitalisiert werden.

 

Kerstin Stölken berichtete über die Arbeit des Monumentendienstes. Dieser wurde 2004 nach niederländischem Vorbild gegründet und von der EU unterstützt. Der Monumentendienst ist ein Projekt der Stiftung Kulturschatz Bauernhof und hat seinen Sitz in Ahlhorn und Cloppenburg. Die Zusammenarbeit mit dem Museumsdorf Cloppenburg erwies sich als Türöffner. Dem Monumentendienst geht es nicht nur um Renovierung, sondern auch um Prävention, vergleichbar mit der Prophylaxe beim Zahnarzt, wo man nicht erst die Löcher abwarten soll. Regelmäßige Inspektionen können hohe Kosten ersparen. Im Fokus stehen Gebäude von vor 1945 sowie weitere besondere Gebäude, die unter Denkmalschutz stehen. Der Dienst verfügt über spezielle Geräte wie einem Mühleninspektionswagen, evtl. werden weitere Hocharbeitsgeräte angemietet. Bei Mühlen erweist sich Stillstand als größtes Problem. Wasser dringt in die Gebäude und zieht die Schädlinge und Pilze an. Bei Schädlingsbefall wird zunächst ein Monitoring gemacht, um abzuklären, ob der Befall noch aktiv ist oder ob eine größere Sanierung erforderlich ist. Der Wasserablauf an Mühlen muss immer gegeben sein. Schon durch Kleinstmaßnahmen kann an den Galeriestützen der Wassereintritt verhindert werden. Dies wird vom Denkmalschutz geduldet. Die Reinigung gefährdeter Stellen wie Ecken, Fensterrahmen, Holzeintritt in Mauern etc. ist wichtig, insbesondere die Regenrinnen sollten immer gesäubert werden.

Der Monumentendienst ist im Westen Niedersachsens tätig und verfügt über viele Gewerke, er inspiziert und erstellt für jedes Gebäude einen individuellen Bericht. Es wird klassifiziert, wie dringlich welche Sanierungsmaßnahmen sind und wann sie starten sollten. Ist Gefahr im Verzug oder kann man noch genauere Planungen vornehmen?

Es werden auch Handwerker beraten, weil es einen Fachkräftemangel im Bereich der historischen Sanierung gibt. Vor einiger Zeit gab es ein Treffen von Fachleuten in der Accumer Mühle bezüglich der Besonderheiten bei Mühlensanierungen. Derzeit werden ca. 50 Mühlen betreut.

Ferner gibt es 2 Lager (Oldenburg und Leer) für historische Baustoffe, die wiederverwendet werden können, z. B. alte Steine und Türen. So wurden die Steine des ehemaligen Müllerhauses in Schweindorf beim Kinderschutzbund in Leer wieder eingebaut.

Frau Stölken zeigte in ihrer Präsentation zahlreiche Fotos von Schäden und renovierten Gebäuden und stellte sich den Fragen der Zuhörenden.

 

Der Arbeitskreis Freiwillige Müllerinnen und Müller sucht zur Erweiterung des Vorstandes weitere Personen, die die Arbeit von Bea Tilanus und Marion Kruse unterstützen, auch für einzelne oder temporäre Aufgaben wie die Vorbereitung von Veranstaltungen. Es meldete sich niemand, so dass es zu keiner Wahl kam. Erst gegen Ende der Veranstaltung informierte sich jemand über eine potentielle Mitarbeit. Weitere Interessierte melden sich bitte bei Marion Kruse oder Bea Tilanus. krusem116(at)yahoo.de; info(at)bruchmuehlen2.de

 

In diesem Jahr wurden zahlreiche Ehrungen vorgenommen, da beim Treffen 2023 in Brockdorf, Schwege und Essen i. O. wegen des plötzlichen Schneefalls einige Personen verhindert waren. Geehrt wurde Franz Schnelle aus Bremen, Ehrenmitglied und ehemaliges Vorstandsmitglied der MVNB. Er hat sich für die Freiwilligen Müller eingesetzt, sich jahrzehntelang um den Mühlentag, die Webseite und den Bücherverkauf gekümmert sowie alle Bremer Mühlen betreut. Holger Krahe von der Schlachtmühle Jever wurde ebenfalls geehrt. Er war jahrzehntelang im Vorstand der Freiwilligen Müller, insbesondere als Schriftführer, und ist für seine Ehrenämter im Dienste der Mühlen und des Heimatvereins mit dem Frieslandtaler ausgezeichnet worden. Eine weitere Ehrung erhielt der Müllermeister und Ausbilder Franz Rosenkranz, der an der Wassermühle Karoxbostel, im Mühlenmuseum Moisburg und in Hamburg aktiv ist und viele Freiwillige Müllerinnen und Müller ausgebildet hat. Er war mit einer großen Schar vom Mühlenverein Karoxbostel angereist. Es wurde noch jemand geehrt. Eine andere Person war verhindert. Alle Geehrten erhielten einen Mühlenlikör.

Zum 95. Geburtstag von Eke Thaden von der Seriemer Mühle in Neuharlingersiel gratulierten Bea Tilanus und Marion Kruse mit einem österlichen Blumengeschenk, das sie dem Sohn Claas Thaden überreichten.

Danach bedankte sich der Vorstand nochmals bei den Mühlen- und Heimatvereinen Essen i. O. und Damme, die nach der Versammlung im Vorjahr ihre Mühlen zur Besichtigung zur Verfügung gestellt und fachliche Mühlenführungen angeboten hatten. 2023 fand das FM-Treffen in Brockdorf statt, in der Nähe der Schweger Mühle, die ihr 175-jähriges Jubiläum beging.

 

Für 2024 hat das Vorbereitungsteam weitere Veranstaltungen geplant. Nachdem im letzten Jahr ein Bus in die Niederlande gefahren ist, erfolgt in diesem Jahr der Gegenbesuch. Am 28.09.2024 findet eine Mühlenfahrt von der Gilde Molenaars Overijssel ins Osnabrücker Land statt. 20 Niederländer/innen und 20 Deutsche (Eigenanreise) von den Freiwilligen Müller/innen Niedersachsen-Bremen treffen sich in Wallenhorst und besuchen die Mühlen in Bad Essen (dort auch Stadtrundgang), Engter/Bramsche und Lechtingen. Für die Verpflegung sorgen die Mühlenvereine aus Bad Essen mit Bratwürsten (auch vegetarisch) und Getränken sowie Lechtingen mit Kuchen, Kaffee und Getränken. Die Kosten betragen 15 €. Ein Dank geht an Ansgar Vennemann und Karl-Heinz Modrei für die Vorbereitung. Anmeldungen für die Niederländisch-Deutsche Mühlenfahrt im Osnabrücker Land nimmt Bea Tilanus entgegen unter ihrer E-Mail info@bruchmuehlen2.de

Weiterbildung Müller und Bäcker“ lautet der Titel einer Veranstaltung im Herbst. Der Arbeitskreis Freiwillige Müller/innen und die Akademie Deutsches Bäckerhandwerk Nord kooperieren, um gegenseitig voneinander zu lernen. Es wird ein zweitägiger Kurs angeboten. Tag 1 findet im Oktober 2024 (evtl. 20.10.) in der ADB Hannover statt, wo überwiegend Freiwillige Müller/innen unter der Anleitung von den 3 Bäckermeistern Marcel Engelke, Janosch Böhle und Marcel Drechsler die Herstellung von mehreren Teigen erlernen, um die Ansprüche an das Mehl besser zu verstehen. Tag 2 wird im November 2024 in der Wassermühle Neubruchhausen durchgeführt. Hier steht vorwiegend für die Bäcker/innen das Müllerhandwerk und das Mehl im Vordergrund, erläutert von Florian Butt, Rüdiger Hagen, Philipp Oppermann, Werner Meyer-Ehlers und Hans Titulaer. Infos und Anmeldungen bei Bea Tilanus, info@bruchmuehlen2.de

Der neue Geschäftsführer der MVNB Bernhard Kühne aus Bad Zwischenahn stellt sich vor. Er ist eigentlich Biologe und arbeitet im Veranstaltungsmanagement. Zu den Mühlen ist er über einen Basketballverein gekommen, wo er von Martin Läer angesprochen wurde. Anfangs hat er nur bei den Mühlen ausgeholfen, später wurde er mehr und mehr eingebunden. Herr Kühne betont, dass das Mühlenwissen und die Lehren aus der Vergangenheit nicht mit ins Grab genommen werden sollen. Müller und Mühlenbauer (Baukunst) gibt es immer weniger und es ist unsere Pflicht, Wissen und Erfahrung weiterzugeben. Die MVNB hofft, dieses auch an neue Mitglieder weitergeben zu können, und sie unterstützt die Ausbildungen. Die Homepage der MVNB wird momentan überarbeitet und soll im Juni bei der Jahreshauptversammlung in Leer vorgestellt werden. Am Pfingstmontag, den 20.05.2024, ist der diesjährige Deutsche Mühlentag. Allen Mühlen wünscht der Vorstand viele Besucher und gutes Wetter.

Bea Tilanus und Marion Kruse bedankten sich bei allen Anwesenden für Ihr Kommen und freuen sich auf ein Wiedersehen im nächsten Jahr. Sie luden zum Pfingstmontag und zur JHV des MVNB in Leer ein. Ein Dank ging auch an die örtlichen Mühlenvereine für die Unterstützung und an das Team vom Clemenswerther Hof für die gute Bewirtung und die sehr gut funktionierende Technik. Der Vorstand lobte das Engagement des Vorbereitungsteams und schloss sich den Einladungen an.

Am Nachmittag besuchten die Gäste die Hüvener Mühle, die Wassermühle Bruneforth und das Mühlendenkmal der ehemaligen Windmühle Bruneforth.

 

Marion Kruse
krusem116(at)yahoo.de

Bea Tilanus
info(at)bruchmuehlen2.de